von
feigenbaum
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19.02.2021, 22:06
Sterben ist selbstverständlich, es ist etwas, was uns allen widerfahren wird. Ob wir es wollen oder nicht. Und ob wir uns fürchten oder nicht. Mit dem Gedanken an sich ausgesöhnt zu sein, halte ich für nicht verkehrt. Aber das muss für mich nicht gleichbedeutend damit sein, dass man nicht am Leben hängt.
Ich hänge sehr an meinem Leben und habe noch viele Pläne, Hoffnungen und Wünsche. Mein Leben ist meistens schön und ich würde es gerne, solange es geht, noch genießen.
Vor dem eigentlichen Tod an sich habe ich nicht unbedingt Angst. Ich glaube, das ist so ähnlich wie Ungeboren und Ungezeugt zu sein. Es ist in meiner Vorstellung nicht schlimm, aber auch nicht schön. Es ist einfach Nichtexistenz und ich glaube, das ist in Ordnung.
Was wohl in den meisten Fällen schmerzhafter ist, sowohl körperlich, als auch emotional gesehen, ist der Sterbeprozess. Vor allem, wenn es in der letzten Phase rapide voranschreiten sollte. Generell gibt es Stimmen, die sagen, dass der Sterbeprozess eigentlich gleich mit dem Beginn der Existenz beginnt. Ich glaube, da ist etwas dran. Wenn man noch jung ist, hat man kaum "letzte Male" erlebt, dafür noch viele "erste Male" vor sich. Irgendwann wendet sich das Blatt und man erlebt mehr und mehr "letzte Male". Die letzte Fernreise. Den letzten Marathon. Den letzten hündischen Begleiter. Den letzten Sommer. Dass man dann nicht nur ausgesöhnt mit dieser Entwicklung ist, sondern auch immer wieder Momente hat, in denen einem schwer ums Herz wird, halte ich für normal. Aber Wehmut und Abschied sind ja wieder etwas anderes, als Angst.