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Nicht nur im Bio-Supermarkt häufen sich vegane Produkte: Brotaufstriche, Wurstersatz, Fleischersatz, etc. Auch in den Medien und bei Kosmetikprodukten ist „vegan“ schon lange ein großes Thema. Was vermittelt wird: Eine vegane Lebensweise schützt die Tiere, die Umwelt und ist gesund. Ist vegan also das bessere Essen?
Eine aktuelle Studie der Universität von Oxford in England zeigt auf, dass die Umweltbelastung durch Treibhausgase und die Zahl der Todesfälle durch fehlernährungsbedingte Krankheiten drastisch reduziert werden könnten, indem die Weltbevölkerung weniger Fleisch isst. Denn die für den großen Fleischbedarf notwendige Massentierhaltung hat laut Studie einen enormen Anteil an den Treibhausgasemissionen. Zudem führe der Verzehr von zu viel Fleisch- und Wurstprodukten und zu geringer Obst- und Gemüsekonsum häufig zu Übergewicht oder chronischen Erkrankungen und infolgedessen zu einem früheren Tod. Würden alle Menschen den Ernährungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation folgen (weniger rotes Fleisch, mehr Obst und Gemüse), könnten ca. 5,1 Millionen Todesfälle pro Jahr verhindert werden. Bei einer weltweiten vegetarischen Ernährung wären es ca. 7,3 Millionen Todesfälle pro Jahr weniger und bei einer veganen Ernährung sogar ca. 8,1 Millionen. Dazu kämen Einsparungen durch geringere Gesundheits- und Betreuungskosten, weniger Arbeitsausfälle und durch reduzierte Treibhausgasemissionen, die sich auf auf bis zu 1,5 Billionen US-Dollar belaufen könnten. Dies besagen zumindest die Ergebnisse der Studie.
Es gibt aber auch noch weitere Gründe, die für eine vegane Lebensweise sprechen. Zum Beispiel das umstrittene Thema „ungesunde Milch“. Es gibt Hinweise darauf, dass ein hoher Konsum von Milchprodukten entzündungsfördernd wirkt, Hautprobleme auslöst und das Prostatakrebsrisiko erhöht.
Die Vermeidung von Milchprodukten trägt dazu bei, Tierquälerei zu verhindern, bei der Kühe durch künstliche Befruchtung so oft wie möglich geschwängert werden, damit sie nach der Geburt ihres Kälbchens - das ihnen sofort weggenommen wird - möglichst lange Milch geben können. Auch durch eine Hormonbehandlung kann die Milchproduktion der Kuh verlängert werden. Gezielte Züchtungen führten zusätzlich zu einer deutlich erhöhten Produktion von Milch bei einer Kuh und zu überdimensionierten Eutern, die oft schmerzhaft entzündet sind.
Noch dazu kommt die Gefahr von Medikamentenrückständen in tierischen Produkten sowie die Möglichkeit einer Antibiotikaresistenz durch den Antibiotika-Einsatz in der Produktion tierischer Lebensmittel.
Das klingt doch eigentlich nach ein paar sehr guten Gründen, kein Fleisch und keine tierischen Produkte zu essen. Aber ist eine vegane Ernährung auch gut für den menschlichen Körper?
Von Natur aus ist der Mensch ein Allesfresser (Omnivor). Genauso wie er Obst und Gemüse für seine gesunde Ernährung braucht, ist er auch auf Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente angewiesen, die hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommen. Wer also einfach nur Fleisch und andere tierische Produkte weglässt, läuft Gefahr, sich ungesund einseitig zu ernähren. Veganer müssen daher auf ihre Blutwerte achten und gegebenenfalls entsprechende Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Die Aufnahme von Calcium ist beispielsweise durch den Verzehr calciumreicher Gemüsesorten wie Grünkohl und Brokkoli oder durch Sesamsamen und Haselnüsse möglich. Für die Aufnahme des lebenswichtigen Vitamins B12 gibt es keine pflanzliche Alternative, die den Bedarf sicher decken kann. Es kommt vor allem in Fleisch, Fisch und Eiern vor. Einem Vitamin B12-Mangel kann jedoch mit der Einnahme entsprechender Nahrungsergänzungsmittel vorgebeugt werden.
Wer keine tierischen Produkte kauft, unterstützt keine industrielle Massentierhaltung sowie die damit verbundene Tierquälerei und Umweltbelastung. Leider wird dadurch aber auch eine artgerechte Tierhaltung nicht unterstützt. Denn die gute alte Weidewirtschaft schützt ebenfalls die Umwelt (DNR, null-online). Eine artgerechte Tierhaltung zusammen mit einem sorfältigen Weidemanagement unterstützt einen ursprünglichen Stoffkreislauf, den Aufbau des Mutterbodens und Tierkot als Bestandteil der Landschaftspflege. Wer also Fleisch aus artgerechter Weidehaltung kauft, hilft den Bauern zu überleben und trägt zum Umweltschutz bei.
Umgekehrt betrachtet kann auch der Veganismus der Umwelt schaden, zum Beispiel durch den vermehrten Kauf bestimmter Soja- und Getreide-Produkte oder Nahrungsmitteln, die Palmöl enthalten. Der Anbau von Soja und Getreide findet häufig in umweltschädlichen und tierfeindlichen Monokulturen statt, die Palmölproduktion treibt die Regenwaldabholzung voran. Eine nachhaltige vegane Ernährung setzt demnach genauso Achtsamkeit in Bezug auf Herkunft und Inhaltsstoffe der konsumierten Lebensmittel voraus wie eine nicht-vegane Ernährung.
Unsere Recherchen haben uns in der Redaktion zum Nachdenken gebracht. Auf Fleisch würde trotzdem keiner von uns verzichten. Bewusster einzukaufen und zu essen, die Herkunft der Nahrungsmittel im Blick, das hat sich allerdings jeder von uns für die Zukunft vorgenommen.
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Foto: © anna_shepulova/fotolia.de
Redaktion, 05.05.2016