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Beziehungsglück durch Kompromisse

Beziehungsglück durch Kompromisse

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Wie viele Kompromisse eine Beziehung verträgt, ist zwar eine uralte Frage, sie stellt sich jedoch für jede Generation neu. Denn die Gesellschaft wandelt sich, alte Selbstverständlichkeiten gelten nicht mehr. Wer hätte beispielsweise vor 50 Jahren gedacht, dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine Generation 50+ mit Schwung und recht guter Gesundheit auf Partnersuche geht? Und neu über Beziehungskompromisse nachdenken muss?

 

 

Die Entwicklung von Kompromissen

Im günstigsten Fall entwickeln sich Kompromisse mit einer Beziehung mit, die Chance dazu ist im ersten Jahr am höchsten. Ein junges Paar (unabhängig vom Alter in junger Beziehung) ist voneinander begeistert, verzeiht sich so manches oder bemerkt (scheinbar) keine Schwächen aneinander.

Der zeitliche Ablauf ist im Lebensalter zwischen 30 bis 60 Jahren in etwa gleich: Das erste Jahr ist geprägt von Leidenschaft, dann stellt sich eine wohltuende Routine ein, etwa im dritten bis vierten Jahr treten Differenzen offen zutage. Diese auszuhandeln, also Kompromisse zu finden, kann je nach Schwierigkeit, Charakter und Temperament etwa drei bis vier Jahre dauern, und genau diese Phase weist heutzutage die höchste Scheidungsquote auf.

Die Differenzen waren allerdings auch im ersten Jahr schon da, eigentlich kannte man/frau sie von Anfang an. Sie wurden nur großzügig übersehen, und das war auch gut so. Denn Singles wissen es: Wer allzu kompromisslos an die Partnersuche herangeht, bleibt allein. Um sich zu liieren, muss da und dort mehr als ein Auge zugedrückt werden. Dafür werden wir auch mit neuer Leidenschaft und Lebenslust belohnt, was im Sinne eines erfüllten Lebens nur begrüßt werden darf.

Wer ein wenig lebensklug an eine neue Partnerschaft herangeht - was man der Generation 50+ unterstellen darf -, kennt all diese Effekte und plant die Kompromiss-Suche für die ersten zwei Jahre ein. Warum? Die Leidenschaft ist hoch, das körperliche Begehren stark, mithin die Chance auf Entspannung nach einer anstrengenden Kompromiss-Verhandlung sehr gut. In drei oder vier Jahren schalten wir nach der Verhandlung ermattet den Fernseher ein, mit dem faden Gefühl, nicht viel erreicht zu haben. Lassen wir also die Konflikte ruhig von Anfang an zu, mit dem Ziel, behutsam Kompromisse auszuhandeln.

 

Verhandeln?

Jawohl, verhandeln. Klar, das ist nicht jedermanns Sache und stark von sonstigen Kenntnissen und Gewohnheiten abhängig. Es gibt beispielsweise Menschen, die im Beruf täglich verhandeln müssen, es gehört zum Job. Das kann (muss nicht!) in einer Partnerschaft hilfreich sein. Wer kommunikationstechnisch geschult ist, weiß, wie ein Konflikt entsteht und bereinigt wird. Aber Vorsicht - der Partner könnte a) ebenso schlau sein und b) verbittert registrieren, dass hier jemand seine Partnerschaft wie den nächsten beruflichen Deal aushandelt. Und da wollen wir doch Unterschiede machen, nicht wahr?

Dennoch steckt ein Stück Verhandlungstechnik in jeder familiären Beziehung, wir haben das an unseren Kindern erlebt, die mit uns zwanzig Jahre lang täglich verhandelt haben. In einer sexuell geprägten Partnerschaft ist freilich sehr viel Emotion im Spiel und der Verhandlungsgegenstand selbst oft nur ein Aufhänger. Der Klassiker: "Frauen ziehen Männer an und - außerdem..." Warum tun sie uns das an? Sie ahnen die männliche Antwort, meine Damen: Frauen wollen wenigstens an dieser Stelle ihre Kompetenz beweisen. Allzu oft gönnen wir ihnen den Triumph, es gibt aber Grenzen. Manches muss ein Mann auch in der Mode allein entscheiden dürfen. Im besten Fall bleibt es jedoch ein amüsantes Spiel, und das Dominanzgefüge zwischen den Partnern pegelt sich auf natürliche Weise ein. Das ist wiederum gut so.

 

Wie viel Kompromiss?

Das sollte sehr schnell abgesteckt werden, und kluge Menschen gehen so vor. Wenn sie sich kennenlernen, deuten sie ihre Präferenzen an, auch die Punkte, an denen es keinen Kompromiss geben kann. Das sind essenzielle Lebensfragen: Sie hat noch einen Teenager daheim, damit muss er (auch mit 50+) leben können - sonst geht es einfach nicht. Er/sie ist beruflich stark eingespannt und oft unterwegs, es läuft auf eine Wochenendbeziehung hinaus. Daran wird nicht zu rütteln sein. Sie wünscht sich/hat ein Eigenheim - will er das auch? Hier sind Kompromisse nur sehr schwer zu finden. Klären Sie diese Dinge am Anfang, Sie werden sonst unerbittlich von diesen Fragen eingeholt.

Welche Krawatte zum Anzug passt - nun gut, darüber kann man lange verhandeln. Und denke nicht, dass ich jetzt immer den Abwasch mache.

 

 

Foto: (c) Yuri Arcurs / fotolia.com

Redaktion, 05.01.2017